Welches sind aus deiner Sicht die prägendsten Erfahrungen nach einem Jahr Covid-19?
1. Der Staat hat die Freiheitsgrade jedes Einzelnen massiv eingeschränkt: ich vermisse meine persönlichen Kontakte zu Familie und Freunden, aber ich halte mich an die geltenden Regeln.
2. Der Föderalismus der Kantone und Gemeinden mit abweichenden Regeln und Massnahmen gegenüber dem Bund ist hinderlich für eine effektive Bewältigung der Corona-Pandemie – das hilft dem Virus, aber nicht dem Staat und nicht den Bürgerinnen und Bürgern.
3. Dem BAG fehlt es an einer klaren Strategie zur Bekämpfung der Pandemie – alle hoffen auf eine nachhaltige Wirkung durch Impfen wie bei INFLUENZA – was aber macht die Schweiz, Europa, die Welt, wenn die erhoffte Wirkung nicht ausreichend ist? Wir können uns im 2021 weder aus gesundheitspolitischer noch volkswirtschaftlicher Sicht weitere Lockdowns leisten: wir brauchen neue Ansätze und Lösungen im Umgang mit Grippeviren wie Corona – Maskenpflicht, Desinfektion und Social Distancing sind nur wirksam, wenn sie von allen angewandt werden, d.h. auch Kinder müssen diese Massnahmen einhalten, sie sind ja erwiesenermassen auch Überträger von Coronaviren.
4. Die Impfstrategie des Bundes setzt die falschen Prioritäten: aktuell werden die Alten und Schwachen und die Risikogruppen geimpft; aus meiner Sicht sollten die Jugendlichen und alle Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter zuerst geimpft werden – diese beiden Personengruppen sind die aktivsten bezüglich ihres Aktionsradius, sie sind die häufigsten Überträger der Krankheit und sie stellen die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Landes sicher.
ESAG ist bisher weitgehend «coronafrei» geblieben. Was sind deiner Ansicht nach die Gründe dafür?
Wir haben im Betrieb rasch die wichtigsten Hygiene-Regeln umgesetzt und die Mitarbeitenden halten sich daran: Abstand, Desinfektion, Lüften, Masken, keine Massierungen.
Welches sind die wichtigsten Corona-Massnahmen bei ESAG?
Social Distancing, Maskenpflicht, regelmässige Desinfektions-Touren, Homeoffice wo möglich, Verzicht auf die Durchführung von Anlässen mit mehr als 10 Personen.
Wie haben die Mitarbeitenden bei ESAG auf die Massnahmen reagiert?
Ich will an dieser Stelle allen Mitarbeitenden danken und ihnen ein Kränzchen winden – die betrieblichen Massnahmen wurden bis anhin gut umgesetzt und auch diszipliniert eingehalten.
Gibt es Unterschiede zwischen dem 1. Lockdown im Frühling 2020 und der aktuellen Situation seit Anfang 2021?
Ja, im 1. Lockdown führten wir in der Produktion/Spedition den Schichtbetrieb ein und Mitarbeitende aus der Risikogruppe mussten nach Hause in den Zwangsurlaub. Aktuell können wir an unseren Arbeitsplätzen mit unserem betrieblichen COVID-19-Konzept sicherstellen, dass ein Erkrankungsrisiko im Betrieb nicht höher ist als zu Hause – wir müssen nicht im Schichtbetrieb arbeiten, und dort wo es aus betrieblicher Sicht notwendig ist, verrichten die Mitarbeitenden ihre Arbeit im Betrieb und nicht im Homeoffice.
Gibt es aus deiner Sicht auch positive Seiten der Corona-Massnahmen?
Ja, Homeoffice wird als neue Möglichkeit der Verrichtung der Arbeit akzeptiert. Sitzungen mit TEAMS sind sehr effektiv, man konzentriert sich auf das Wesentliche und benötigt weniger Zeit.
Wird es bei ESAG auch Massnahmen geben, die über die akute Coronakrise hinaus Bestand haben werden?
Ja, das kann ich mir gut vorstellen – z.B. die beiden obgenannten positiven Aspekte bzw. neue Formen der Zusammenarbeit in der Firma.
Persönliches Statement – was ist dir wichtig, was würdest du in Zukunft ändern?
- Nach Corona ist vor Corona – wir werden dieses Virus nicht los, d.h. wir müssen als Gesellschaft akzeptieren, dass Pandemien (wie die Grippewelle) insbesondere bei den Schwächsten auch im 21. Jahrhundert immer noch tödlich enden können. Ein Lockdown, oder Teil-Lockdown, ist kein nachhaltiges Mittel gegen derartige Risiken.
- Wir müssen solidarischer agieren: wenn Hygiene-Regeln erlassen werden, müssen sie von allen eingehalten werden – vom Säugling bis zum Greis; diese Einheitlichkeit der Regeln und des Handelns hat die Task-Force des Bundes bisher versäumt zu erlassen.
- Wir müssen unser persönliches Verhalten als Teil unserer Gesellschaft im Zusammenhang mit einer Grippe drastisch ändern: wer Grippe-Symptome hat bleibt in Zukunft automatisch zu Hause und zwar so lange, bis er/sie 48h ohne Symptome ist. In dieser Zeit bleibt man so gut wie möglich in seinen eigenen vier Wänden und verlässt das Haus nur für das Notwendigste. Beim Verlassen des Hauses gilt Maskentragpflicht/Abstandhalten; somit sind behördliche Anordnungen von Lockdowns in Zukunft nicht mehr nötig.